Pentagon-Leak

Vorfall „verschärft den Mangel an gegenseitigem Vertrauen zwischen den USA und ihren Verbündeten“

12.04.2023

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass hochgeheime Pentagon-Dokumente in den sozialen Medien kursieren. Diese Dokumente enthalten unter anderem auch sensible Informationen zur militärischen Schwachstellen der Ukraine. Experten bezeichneten den Vorfall als „schweren Schlag“ für die USA, der das Vertrauen der Verbündeten abermals schwächen werde.  

Chinesische Experten bezeichneten das Durchsickern (Leak) der streng geheimen Pentagon-Dokumente als „weiteren PRISM-Vorfall" und erklärten am Dienstag, dass dies eine seltene Gelegenheit biete, einen Einblick in die Art und Weise zu erhalten, wie die USA ihre Verbündeten ausspionieren. Dies würde den Mangel an gegenseitigem strategischem Vertrauen zwischen ihnen weiter verschärfen und der Strategie Washingtons zur Aufrechterhaltung der globalen Hegemonie einen schweren Schlag versetzen. Bei dem „PRISM-Vorfall“ geht es um die Offenlegung des gleichnamigen Programms der National Security Agency (NSA) durch Edward Snowden im Jahr 2013.

Ein hochrangiger Pentagon-Sprecher sagte am Montag, dass das Durchsickern der Akten ein „sehr ernstes" Risiko für die nationale Sicherheit der USA darstelle, was die US-Regierungsvertreter zutiefst verunsichert habe. Sie würden befürchten, dass die Enthüllungen „sensible Quellen gefährden und wichtige Auslandsbeziehungen aufs Spiel setzen könnten", berichtete CNN.

Die geheimen Dateien waren erstmals Ende Februar auf „Discord“ (Onlinedienst für Instant Messaging) aufgetaucht und verbreiteten sich später auch auf anderen Social-Media-Seiten, darunter Telegram und Twitter. Erst als die New York Times am 6. April über das Material berichtete, wurde jedoch Pentagon-Chef Lloyd Austin über die Angelegenheit informiert.

Die stellvertretende Pressesprecherin des Pentagons, Sabrina Singh, stellte am Sonntag fest, dass die in den sozialen Medien kursierenden Dokumente „offenbar sensibles und streng geheimes Material enthalten.“ Neben sehr detaillierten Informationen, die wichtige Schwachstellen der Ukraine an einem kritischen Punkt auf dem Schlachtfeld aufdecken - Kiews lang erwartete „Frühjahrs-Gegenoffensive" -, sollen einige der geleakten Dokumente das Ausmaß der Abhörmaßnahmen der USA gegen wichtige Verbündete - darunter Südkorea, Israel und die Ukraine - enthüllt haben. Die Ukraine habe aufgrund der Leaks bereits einige ihrer militärischen Pläne geändert, so eine Quelle aus dem Umfeld des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenski. 

Ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter bezeichnete das Leak als „Alptraum für die Five Eyes" – ein informelles Bündnis aus den USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada, das in großem Umfang Geheimdienstinformationen austauscht -, wie die New York Times berichtete.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel, erklärte am Montag gegenüber Reportern, dass man mit Verbündeten und Partnern auf hoher Ebene über die Angelegenheit spreche und daran arbeite, ihnen das Engagement der USA für den Schutz von Geheimdienstinformationen und die „Treue" der Partnerschaften zu versichern.

Experten sagten allerdings, der Vorfall könnte tiefgreifende und komplizierte Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den USA und ihren Verbündeten haben, insbesondere auf die Zusammenarbeit in den Bereichen Geheimdienst und Sicherheit. 

Yang Xiyu, Senior Research Fellow am China Institute of International Studies, erklärte beispielsweise am Dienstag gegenüber der Global Times, dass der Vorfall die Unzufriedenheit der Verbündeten mit den USA weiter verstärken und vor allem den Mangel an strategischem gegenseitigem Vertrauen zwischen ihnen verschlimmern werde. 

Der chinesische Militärexperte Song Zhongping bezeichnete die Angelegenheit als „weiteren PRISM-Vorfall" und merkte an, dass es zum einen eine große Lücke in der nationalen Sicherheit der USA aufdecke und zum anderen den US-Geheimdiensten einen schweren Schlag versetze. In der Folge könne sogar die Zusammenarbeit mit den Verbündeten beeinträchtigt werden. 

Der Vorfall hat auch das Weiße Haus erschüttert, und der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, es gebe Befürchtungen, dass es noch weitere Leaks geben könnte. 

„Wir wissen nicht, wer dahinter steckt. Wir kennen das Motiv nicht. Und wir wissen nicht, was sonst noch da draußen ist", sagte er, wie Voice of America (VOA) berichtet.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Pentagon-Leak,USA,Verbündete,Ukraine